Liturgie - Der Zweite Blick
Als Petrus den Auferstandenen erkennt, rennt er aus der Resignation in die Hoffnung,
aus der Trauer in die Freude,
aus dem Alltag in den Neubeginn,
rennt zu Jesus und von ihm geschickt,
zu den Menschen,
Hirte und Bote.
Bibelwort: Johannes 21,1-19 (Evangelium vom 3. Sonntag der Osterzeit)
AUSGELEGT!
Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst!
Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.
Die Freunde Jesu sind in ihre Heimat zurückgegangen, zu ihren Familien, in ihr bekanntes Umfeld und zu ihrer vertrauten Tätigkeit, zum Fischen. Es muss wohl eine Krisenzeit gewesen sein, mit der quälenden Frage, was denn das alles mit Jesus war und mit der mühsamen Suche nach Neuorientierung. Vielleicht auch begleitet von Vorwürfen und Spott im engeren Umfeld. Die Jünger sind wieder beim Fischen. Das ist vertraut und gibt vermutlich Halt, aber auch das ist nur mäßig erfolgreich. Am Morgen sehen sie eine Gestalt am Ufer … Und die Stimmung schwankt von Müdigkeit und Resignation hin zu beglücktem Erkennen, dann zu Erschrecken und Staunen. „Kommt her“, sagt Jesus. „Kommen“ ist eines der markanten Worte in den Evangelien, immer dann, wenn ein neues Kapitel zwischen Gott und Mensch aufgeschlagen wird. „Kommt“, das ist Aufforderung, Einladung und Trost. Und Jesus bietet ihnen hier so etwas Gewöhnliches wie Essen an. So konkret und „gewöhnlich“ ist Jesus. Und gerade in diesem Essen begreifen die Jünger, mit wem sie es zu tun haben. „Sie wussten, dass es der Herr war“. Keine vertrauten Worte wie „Jesus“ oder „Meister“ oder „Messias“, sondern es geht hier um den für Juden im Grunde unaussprechlichen Gottesnamen: „der Herr“. Was für eine Erkenntnis: Gott selbst ist hier. Und von nun an wird alles anders.
Christine Rod MC
Quelle: Bermoser + Höller Verlag AG
Grafik: Hetty Krist
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