Liturgie - Der Zweite Blick
Die Bergpredigt nimmt die Opfer in den Blick, die kaputten und kaputt gemachten. 
Von seinem Standort aus, auf dem Berg oberhalb des Sees, da kann Jesus sie sehen. Und da können sie ihn sehen, Blickkontakt haben. Hier ist ein Mensch, der zu anderen Menschen redet. Und sie heilen möchte.
Allerheiligen: Das Fest der unbekannten Heiligen, deren Namen wir nicht kennen; die mitten unter uns unerkannt leben.
Bibelwort: Matthäus 5,1-12a (Evangelium vom Hochfest Allerheiligen)
AUSGELEGT!
Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Da wäre ich gerne dabei gewesen, am Berg bei der Bergpredigt. Es werden vielleicht so um die Hundert Menschen gewesen sein, die sich um Jesus herum versammelt hatten. Vermutlich wegen ihrer Sehnsucht nach Leben. Und es werden eher Mühselige und Beladene gewesen sein, die sich da eingefunden hatten. Sie hatten alle schon vom Heiland gehört, von dem also, der heilen kann. Heilen sogar mit Worten. Genau das tut er dann, der Heiland, in seiner berühmten Bergpredigt. Hier schlägt das Herz des Heilands. Er spricht Menschen selig. Arme vor Gott, Trauernde, Barmherzige – und noch viele andere spricht er selig. Er legt ihnen sozusagen mit Worten die Hände auf und bekräftigt, dass ihnen Leben geschenkt werden wird: Leben in Fülle. Ganz zum Schluss sagt er ihnen dann noch das, was alle diese Menschen brauchen: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Wo evangelische Dogmatiker immer zusammenzucken und die Hände zur Abwehr heben, ist Jesus eindeutig. Er spricht von einem Lohn der Liebe. Dieser Lohn wird im Himmel ausgegeben werden – vielleicht nicht vorher, aber bestimmt im Himmel. Dem Ort, an dem Gott allein herrscht. Das alles hören die Menschen am Berg vom Heiland. Und vielleicht fühlen sie sich heiler als vorher. Und getröstet, gestärkt. Der Heiland heilt mit Worten. Weil Worte Liebe sind.
Michael Becker
Quelle: Bermoser + Höller Verlag AG
Grafik: Ulrich Loose
 Foto: Mauritius images
Bild im Header: siehe Seite "Liturgie"

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