Liturgie - Der Zweite Blick

Als Christen sind wir aufgerufen, Frucht zu bringen.
Und die schönste, nahrhafteste und schmackhafteste Frucht des Glaubens ist die Liebe.

Mit Liebe gezeichnet
Bei der Taufe wird der Täufling mit Chrisam-Öl auf der Stirn gesalbt. Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus, die uns königliche Würde verleiht. Als Christen, die versuchen ihr Leben nach den Geboten Jesu zu führen und ihm in ihrem Leben nachzufolgen, sind wir zugleich mit Liebe gezeichnet. Weil wir als von Gott Geliebte zur Liebe berufen sind: zu ihm und zum Nächsten – sei er auch noch so fern.

Bibelwort: Johannes 15,9-17 (zum Evangelium vom 6. Sonntag der Osterzeit)

AUSGELEGT!

Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben …
Dieser Abschnitt aus der zweiten Abschiedsrede Jesu kann – meiner Ansicht nach – leicht missverstanden werden. Zugespitzt formuliert: Erst Gehorsam, dann Liebe, oder wie es im Verlauf des Textes heißt: Wir sind Freunde Jesu, wenn wir tun, was er uns aufträgt. Dann stellt sich mir die Frage: Und wenn nicht … Wenn ich seine Gebote nicht halten kann, wenn es mir nicht gelingt, nach seinem Willen zu leben – falle ich dann aus seiner Liebe, aus seiner Freundschaft?

Nein, denn das würde dem Erlösungshandeln Jesu widersprechen. Er ist – wie Paulus schreibt – für uns gestorben, als wir noch Sünder waren. Ich glaube, dass uns Jesus eher darauf hinweisen möchte, dass das Leben ärmer, freudloser und auch schwieriger wird, wenn ich seine Gebote missachte. Denn das wichtigste Gebot ist die Liebe, und wenn ich die Liebe missachte, dann wird mein Leben liebloser, einsamer, trauriger.
Davor will mich Jesus bewahren. Oder zurückholen, wenn ich mich verrannt habe.
Weil ich auch als Gescheiterter in seiner Liebe bleibe.

Michael Tillmann

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Text- und Bildquelle: Bermoser + Höller Verlag AG
Bild 1: Foto: H. Potthast In: Pfarrbriefservice.de
Bild 2: Grafik: David Kremer